"Klingklang, du und ich, die Straßen entlang....." Besondere Töne schallen aus der oberen Etage des "Engelschen Hofes" in Röbel. Es ist Donnerstagabend, Probenzeit für den jüngsten Röbeler Chor, der mit seinem ungewöhnlichen Namen "heartCHOR" und einem ebenso ungewöhnlichen Repertoire in diesem Jahr erstmals die Bühnen der Region erobern möchte.
Spaß am Singen - was sonst? - war es, was aus einer kleinen Initiative ein neues Ensemble wachsen ließ. Vor Jahren schon habe man sich in privater Runde zum gemeinsamen Singen getroffen, erinnert sich Manuela Gundlach. Doch der Kreis der Sangeslustigen sollte gerne größer werden, ein Aufruf brachte den nötigen Zulauf. Schließlich standen mit der Eröffnung des Mehrgenerationenhauses "Engelscher Hof" geeignete Probenräume zur Verfügung, mit Musiklehrerin Claudia Fischer aus Waren war eine Chorleiterin gefunden. Als reiner Frauenchor mit fast 30 Mitgliedern und unter dem Namen "Meersignoras" wurde geprobt. Der Umzug von Chorleiterin Claudia Fischer nach Berlin markierte dann aber einen Wendepunkt. Nicht nur die Chorleitung wechselte, sondern auch die Ausrichtung des Chores insgesamt. Denn für Matthias Hübner, seines Zeichens zwar Diplom-Musiktherapeut, war die Leitung eines zunächst reinen Frauen-Chores Neuland. Und warum beim Betreten von Neuland nicht auch gleich etwas Neues ausprobieren? "Ich selber mag Rock und Pop und spiele in einer Band. Und meine eigenen Vorlieben habe ich natürlich eingebracht", sagt der Warener.
Konkret bedeutet das, dass seine "Herzdamen" und das bislang einzige männliche Mitglied Lieder singen, die man von einem Chor gar nicht erwarten würde. Felder beackern, die gerade in Röbel mit seiner bunten und vielfältigen Chorlandschaft schon längst und vor allem bestens besetzt sind, wollen die "heartCHOR"- Mitglieder nicht. "Klingklang" von Keimzeit avancierte so zum Lieblingslied von"heartCHOR", ist aber beleibe nicht das einzige Stück, das der "Populärmusik" entlehnt ist. "Sailing" von Rod Stewart, "Boat on the river" und der Evergreen "Heimweh" sind nur einige Beispiele. Zum Teil hat Matthias Hübner Stücke extra für seinen "heartCHOR" arrangiert und damit die neue, ungewöhnliche Ausrichtung der Gruppe mitbegründet. "Seit gut einem Jahr proben wir gemeinsam, schon jetzt haben wir ein Repertoire von einer Dreiviertelstunde und es kommt gut an", findet der Chorleiter, der mit Klavier, Gitarre und seiner Stimme selbst mitmacht und den rockigen und poppigen Sound von "heartCHOR" prägt. "Ich gebe viel für den Chor und ich bekomme ganz viel zurück. Mir macht die Arbeit mit dem Chor unheimlich viel Spaß." Der soll für Matthias Hübner auch im Mittelpunkt des Laienchores stehen. Schließlich treffen sich die Mitglieder nach Feierabend, suchen Ausgleich und das Erlebnis des gemeinsamen Singens.
Gemeinsam gelöst haben die Damen, die gerne auch Herren in die Sangesrunde aufnehmen, gerade die Kleiderfrage. Schließlich wollen die "heartCHOR"-Mitglieder auch nach außen hin demonstrieren, dass ihre Herzen musikalisch im gleichen Takt schlagen. Jede und jeder trägt bei Auftritten schwarze Kleidung - ein rotes Accessoire, egal ob Brille, Krawatte, Schal oder Ohrring, soll demonstrieren, dass alle Sänger mit Herzblut bei der Sache sind. Sich zu trauen, auch mal laut zu singen, das sei beim "heartCHOR" einfach, findet Mandy Tietböhl. Auch wenn man wie sie keine Noten lesen könne, so sei doch mit der Zeit das Gehör für den richtigen Ton "gewachsen". Vom "Badewannen-Gesang" auf die Bühne - Mandy Tietböhl kann, so scheint's, diese Entwicklung für sich selbst kaum fassen. "Wir lachen viel. Der Chor gibt uns Energie", meint auch Christiane Hämeling.
Einig sind sich die Sängerinnen, dass "Klingklang" das Lieblingslied von "heartCHOR" ist - der "Keimzeit"-Hit aus dem Jahre 1993 scheint auch perfekt zu passen: ein bisschen verrückt, unkonventionell und mit ganz viel Augenzwinkern. Schon bald kann sich das Publikum von der ganz eigenen "heartCHOR"-Energie überzeugen. Zum Seefest 2010 ist zum Beispiel ein Auftritt geplant. Doch nicht nur zum Zuhören lädt der "heartCHOR" ein. Auch wer mitsingen möchte, ist willkommen: Jeden Donnerstag um 20 Uhr ist im Engelschen Hof in der Kleinen Stavenstraße in Röbel "Herz-Zeit". Jeder Neuling kann schon mal üben: "Klingklang, du und ich, die Straßen entlang..."
Quelle: Nordkurier - Müritzzeitung vom 09.06.2010